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Das Sakrament der Taufe
Der Inhalt: Wenn ein Mensch in die Kirche eintritt, empfängt er eine neue, geistige Geburt durch die Taufe. Vor der Taufe steht der Mensch gänzlich unter dem Einfluss der Erbsünde, doch durch die Taufe wandelt sich seine Existenz. Der Mensch wird mit Christus vereint und überwindet dadurch die Bindung an die Erbsünde. Das Sakrament der Taufe ist essentiell, denn ohne es kann kein Mensch andere Sakramente der Kirche empfangen. Da die Taufe unumkehrbar ist, wird sie nur einmal gespendet. Im Glaubensbekenntnis bekräftigen wir dies mit den Worten: "Ich glaube an eine Taufe zur Vergebung der Sünden."
Biblische Grundlagen: Das Sakrament der Taufe wurde von Jesus Christus selbst eingeführt. Im Johannesevangelium sagt Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen" (Johannes 3,5). Jesus selbst wurde von Johannes dem Täufer im Jordan getauft, wie im Matthäusevangelium beschrieben (Matthäus 3,15-16). Nach seiner Auferstehung beauftragte Jesus seine Jünger, zu predigen und zu taufen, indem er ihnen sagte: "Geht also hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes tauft" (Matthäus 28,19).
Geschichte: In der apostolischen Zeit wurden Menschen oft unmittelbar und ohne umfangreiche Vorbereitung getauft. Ab dem zweiten Jahrhundert jedoch begann sich die Praxis der Katechese zu etablieren, eine Form der Vorbereitung Erwachsener auf die Taufe, die üblicherweise zweimal im Jahr – zu Weihnachten und zu Ostern – stattfand. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Ritus der Taufe zu einem eigenständigen Gottesdienst.
Über das Sakrament der Taufe auf der Website "Thomas" (RUS).
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Das Sakrament der Myronsalbung (Firmung)
Der Inhalt: Durch die Salbung mit dem heiligen Myron (Chrisam) im Rahmen der Taufe empfängt der Täufling die Kraft, die Sünde zu überwinden und gemäß den Geboten Gottes zu leben.
Biblische Grundlagen: Das Sakrament der Myronsalbung findet seine Grundlage im Evangelium. Im Johannesevangelium spricht Jesus: "Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stand Jesus da und rief: 'Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt! Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen.' Damit meinte er den Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glauben. Der Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht" (Johannes 7,37-39). Auch in den apostolischen Briefen wird Bezug auf die Salbung genommen: "Doch ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles" (1 Johannes 2,20) und "Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott" (2 Korinther 1,21).
Geschichte: Das Konzil von Laodizea, das im Jahr 343 n. Chr. stattfand, traf die Entscheidung, das Sakrament der Myronsalbung unmittelbar nach der Taufe zu spenden.
Über das Sakrament der Myronsalbung auf der Website "Thomas" (RUS).
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Das Sakrament der Kommunion
Der Inhalt: Die vorbereiteten Gaben, Brot und Wein, werden durch das Gebet der Kirche in den Leib und das Blut Jesu Christi verwandelt. Wenn die Christen diese heiligen Gaben empfangen, nehmen sie nicht symbolisch oder spekulativ, sondern tatsächlich an Christus teil.
Biblische Grundlagen: Das Sakrament der Eucharistie wurde von Christus selbst eingesetzt. Im Johannesevangelium sagt Jesus: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn am letzten Tag auferwecken" (Johannes 6,54). Am Vorabend seines Todes am Kreuz feierte er beim letzten Abendmahl die erste Eucharistie und reichte seinen Jüngern Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut (Matthäus 26,26).
Geschichte: Nach der Auferstehung Christi zogen seine Apostel in die Welt hinaus, um die Frohe Botschaft zu verkünden und Kirchengemeinden zu gründen. Sie spendeten das Sakrament der Eucharistie und beauftragten auch Bischöfe und Priester, dieses Sakrament zu spenden, um die Kontinuität der heiligen Tradition zu gewährleisten.
Über das Sakrament der Eucharistie auf der Thomas-Website.
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Das Sakrament der Beichte
Der Inhalt: Der Christ bekennt seine Sünden mündlich oder schriftlich in Gegenwart eines Priesters, der in diesem Moment als Zeuge der vor Gott dargebrachten Reue dient. Durch diesen Akt der Beichte erhält der Gläubige Vergebung vom Herrn.
Biblische Grundlagen: Die Praxis der Beichte hat ihre Wurzeln im Alten Testament (Richter 10:10; Psalm 50; Esra 9; Nehemia 1:6, 7; Daniel 9:4-19, 1 Samuel 15:24-25 und weitere). Johannes der Täufer nahm das Bekenntnis der Sünden von Menschen entgegen, die zu ihm kamen, um sich taufen zu lassen (Matthäus 3,6). Doch das Entscheidende ist, dass der Herr selbst im Evangelium darüber spricht. Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." Nachdem er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach: "Empfangt den Heiligen Geist! Denen, denen ihr die Sünden vergebt, sind sie vergeben; denen, denen ihr sie nicht vergebt, sind sie nicht vergeben" (Johannes 20,21-23).
Geschichte: Die Praxis der regelmäßigen Beichte entwickelte sich in der frühen christlichen Kirche. Anfangs herrschte die Auffassung vor, dass man nur einmal im Leben beichten sollte, aber mit der Zeit etablierte sich die Überzeugung, dass die Beichte regelmäßig erfolgen sollte.
Über das Sakrament der Beichte auf der Website "Thomas" (RUS).
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Das Sakrament der Krankensalbung (Ölung)
Der Inhalt: Wenn der Körper eines Kranken mit speziell geweihtem Öl gesalbt wird, ruft dies die Gnade Gottes auf ihn herab. Diese Gnade hat die Kraft, ihn sowohl von körperlichen als auch von geistigen Leiden zu heilen und von Sünden zu reinigen, die er möglicherweise aufgrund seiner Schwäche nicht bereuen kann.
Biblische Grundlagen: Das Sakrament der Krankensalbung hat seine Grundlagen im Neuen Testament. Zum einen wird im Markusevangelium berichtet, dass die Jünger Christi viele Kranke mit Öl gesalbt und geheilt haben (Markus 6,13). Zum anderen finden sich die Worte des Apostels Jakobus, die die Praxis näher beschreiben: "Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; diese sollen über ihm beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden" (Jakobus 5,14-15).
Wichtig zu wissen: Das Sakrament der Heiligen Krankensalbung, im Volksmund auch als Ölsalbung bekannt, wird in der orthodoxen und katholischen Tradition unterschiedlich verstanden und praktiziert. In der katholischen Kirche wird dieses Sakrament, oft als "letzte Ölung" oder "letzte Salbung" bezeichnet, typischerweise nur Sterbenden oder Schwerkranken gespendet. In der orthodoxen Kirche hingegen wird die Krankensalbung (Ölsalbung) nicht ausschließlich bei unheilbaren Krankheiten vollzogen. Nach orthodoxer Tradition wird dieses Sakrament in der Regel nicht öfter als einmal pro Jahr gespendet.
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Das Sakrament der Krönung (Ehe)
Der Inhalt: Eheleute, die sich entscheiden zu heiraten, um ihr Leben in gemeinsamer Hingabe an Gott zu vereinen, erhalten durch das Sakrament der Ehe göttliche Hilfe. Diese Hilfe soll sicherstellen, dass ihre Ehe nicht nur zeitlich begrenzt ist, sondern ewigen Bestand hat und in das Leben des Reiches Gottes übergeht.
Biblische Grundlagen: Die Ehe ist ein von Gott gegebenes Gebot: "Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und sie werden ein Fleisch sein" (Genesis 2,24). Im Neuen Testament bekräftigt Christus diese Worte und ergänzt: "So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden" (Matthäus 19,5-6).
Geschichte: Die Ehe wurde bereits vom Apostel Paulus als Sakrament angesehen, wie es in seinen Briefen deutlich wird (Epheser 5,22-25, 31-32). Der Ritus der Eheschließung, also die Hochzeit, war jedoch erst in der spätbyzantinischen Zeit, genauer im 11. Jahrhundert, vollständig ausgeprägt. Kaiser Alexius I. Comnenus erließ im Jahr 1092 ein Gesetz, das die kirchliche Trauung für alle Heiratswilligen verbindlich machte.
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Das Sakrament der Priesterweihe
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Die Weihe eines Christen zum geistlichen Amt verleiht ihm die Vollmacht, die Sakramente und Riten der Kirche zu spenden. Dieses Sakrament kann nur von Bischöfen gespendet werden, da sie als Nachfolger der Apostel gelten. Bei der Weihe zum Presbyter, also zum Priester, erhält der Geweihte die Gnade, die Sakramente selbst zu spenden, allerdings nur mit dem Segen seines leitenden Bischofs. Wird ein Priester zum Bischof geweiht, erhält er nicht nur die Gnade, alle Sakramente zu spenden, sondern auch die Vollmacht, andere zur Spendung der Sakramente zu weihen – er erhält somit die volle apostolische Autorität.
Biblische Grundlagen: Die Priesterweihe hat ihre Ursprünge bereits im Alten Testament, nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten. Das Neue Testament bekräftigt einerseits, dass alle Christen in einem gewissen Sinne Priester sind, wie es in 1 Petrus 2,9 beschrieben wird. Andererseits verweist es auf Priester als ein besonderes Amt, das als Assistenten der Bischöfe dient, wie in 1 Timotheus 3,2, Titus 1,7 und 1 Petrus 2,25 beschrieben wird, und es erwähnt die Ordination durch Handauflegung.
Geschichte: Bei der Verbreitung des Evangeliums gründeten die Apostel Kirchengemeinden und setzten an deren Spitze Bischöfe, denen sie wiederum Presbyter, also Priester, zur Seite stellten. Aus diesem Grund spricht man von der apostolischen Sukzession: Jeder Priester empfing seine Weihe von einem Bischof, der seinerseits von einem anderen Bischof geweiht wurde. Diese ununterbrochene Kette der Weihen kann bis ins erste Jahrhundert zurückverfolgt werden, bis zu den Aposteln selbst.
Über das Sakrament der Priesterweihe auf der Website "Thomas" (RUS).