"An der Stätte des Bösen, da wohnst du, ich..."
(Psalm 22:2)
Der Ausdruck "böser Ort" hat in der modernen Sprache eine negative Konnotation erhalten. Der Teufel versucht, die Fähigkeit der Menschen zu schwächen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, und versucht daher, die Bedeutungen vieler gängiger Wortkombinationen zu vermischen und zu verdrehen. In der Sprache der Heiligen Schrift hingegen bedeutet das Wort "Korn" ("grain" - Korn, Brot) einen Ort, an dem es genug Brot gibt - mit anderen Worten, reichlich mit allem Notwendigen versorgt - nicht nur mit körperlicher, sondern auch mit geistiger Nahrung.
An einem solchen biblisch bösen Ort erschien uns die Kirche der seligen Königin Tamara in Aachen - wo am Tag der Kasaner Ikone der Gottesmutter die Göttliche Liturgie gefeiert wurde.
Dieser Ort war nicht immer so prächtig: Früher war er eine Diskothek, und man könnte ihn wirklich als "Hot Spot" in einem modernen, ironischen Sinne bezeichnen.....
Alles änderte sich jedoch, als Archimandrit Joseph (Pustoutov), der erste und ständige Rektor dieser Kirche, hierher kam.
Heute ist es wirklich ein paradiesischer Ort, an dem man beten möchte und den man nicht mehr verlassen will. Alles im Tempel ist authentisch, lebendig und sauber: an den Wänden hängen alte Ikonen, die Pater Joseph geschenkt wurden, ein prächtiger Kronleuchter, antike Möbel, liturgische Gefäße, Glocken und ein ganzes Gewächshaus mit lebenden Pflanzen und Blumen. Am Eingang des Tempels werden wir von Königin Tamara selbst begrüßt - einer wandfüllenden Ikone, die die ganze Wand bedeckt.
Die Liturgie verläuft in aller Ruhe. Das "Ich glaube" und das "Vaterunser" erklingen neben dem Slawischen auch auf Rumänisch. Pater Joseph dient ruhig, aber gleichzeitig sehr feierlich, wie es die Geistlichen seiner Generation zu tun pflegten. Diakon Alexander Vasiliev aus Kiew dient dem Abt. Am Altar assistieren zwei hübsche junge Akolythen - zwei Maxim. Aufgrund des Arbeitstages sind nicht so viele Menschen in der Kirche wie am Sonntag.
Nach der Liturgie findet eine kurze Andacht vor der Ikone von Kasan statt. Der Chor - nur zwei professionelle Sängerinnen (ein Arbeitstag!) - singt das Magnificat. Dann hält Pater Archimandrit eine kurze Predigt über das Thema des Tages und segnet alle mit dem Kreuz. Es gibt keine Mahlzeit. Nachdem der Abt uns ein paar Minuten Zeit gegeben hat, die Hände auf die neue Ikone des Heiligen Georgs des Siegreichen zu legen, die erst heute aus Georgien gebracht wurde, und ein Foto (auf unsere Bitte hin) gemacht hat, segnete er uns für den Weg - und... eilte davon zur Arbeit.
Nach einer kleinen Erfrischung in einem der vielen Cafés in der Umgebung fahren wir zurück nach Dortmund. Aber das Wichtigste ist, dass wir unsere Seele gestärkt haben! Deshalb gehen wir in den Tempel. Und wir gehen nicht nur, sondern wir fahren auch - manchmal 160 Kilometer weit....
Text, Foto: Tatiana Tsypina
FOTOALBOM