In der Antike planten die Menschen den Bau des Turms von Babel,
Aber Gott kam herab und vermischte ihre Sprache, so dass einer die Sprache des anderen nicht verstehen konnte, "und der Herr zerstreute sie von dort über die ganze Erde" (Gen 11,8). Aber die ganze Erde wurde für das Menschengeschlecht geschaffen. Mit dieser Zerstreuung wollte der Herr die Menschen nicht unter sich aufteilen.
Gott hatte sie durch ein gemeinsames inneres Band verbunden, und so verloren sie zunächst nicht den Sinn für die Einheit in der Liebe. Als sie einander begegneten, brachten sie diese Liebe zu jeder Zeit und unter allen Umständen zum Ausdruck. Ein Beispiel dafür sind die zahllosen Fälle, in denen Asiaten Mitgefühl und Mitleid für Europäer zeigen. In solchen Momenten zeigt sich, dass es der Ethnie nicht an dem Wunsch nach Einheit mangelt. Aber sie wird nicht durch die eigenen Anstrengungen der Menschheit erreicht, denn es ist unmöglich, dass der Mensch sie durch seine eigenen Anstrengungen allein erreichen kann. Die gesamte Schöpfung Gottes ist erst mit dem Kommen des Herrn, unseres Erlösers, selbst vollendet worden.
Davon finden wir im heiligen Evangelium viele Zeugnisse. Erinnern wir uns daran, wie der Herr selbst die Einheit der Menschen lehrte, zum Beispiel im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37), oder wie er seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt befahl: "Kommt und lehrt alle Sprachen" (Mt 28,19). Der Herr hat die Liebe nicht nur in Worten gepredigt, sondern mit seinem ganzen Leben hat er diese göttliche Liebe zur Menschheit offenbart und sie zur Einheit aufgerufen.
Wir hören denselben Aufruf im Lobpreis der Engel, als unser Herr auf die Erde kam (Lk 2,14). So wird deutlich, dass schon die Menschwerdung des Gottessohnes allen Menschen befohlen hat, sich zu vereinen.
Dies wird besonders deutlich, wenn wir über das Sakrament der Eucharistie nachdenken. Durch die Einsetzung dieses Sakraments lehrt der Herr uns alle, uns in Liebe zu einer Familie zu vereinen, bevor wir an diesem sakramentalen Brashnu teilnehmen. Dadurch schließen wir uns dem Geschlecht der Söhne Gottes an und hören auf, bloße Söhne Adams zu sein. Keine menschliche Anstrengung und kein menschliches Verdienst kann dies bewirken, denn nur durch die Teilnahme an diesem sakramentalen Mahl werden wir zu Kindern Gottes. Wie die Zitzen einer Mutter ihre Kinder nähren, wie das Wasser der Erde die Menschen nährt, so nähren das Fleisch und das Blut des Herrn Jesus Christus unseren Geist, und dadurch wachsen wir zu dem einen Leib Christi.
Manche sehen in diesem Sakrament nur eine bedingte Bezeichnung für Christus, aber Sie und ich glauben, dass wir hier wirklich den Leib Jesu selbst vor uns haben.
Unser eigener Körper ist der Gegenstand der objektiven Realität. Unser Geist ist eine reale Substanz. Um diesen realen Körper zu nähren, wird reale Nahrung verzehrt. Denn wie sehr wir auch die Namen verschiedener Nahrungsmittel schreiben und lesen oder Bilder von ihnen in unserer Vorstellung heraufbeschwören, wir können einen hungrigen und durstigen Körper nicht sättigen. Keine Symbolik ist ausreichend, um Hunger und Durst zu stillen. In gleicher Weise ist für ein so reales Wesen wie unseren Geist das echte Brashno - der Leib Christi - absolut notwendig. Und wir, wenn wir von dem kosten, was wirklich der Brashno und wirklich der Trank ist, werden wir nicht nur der Same Adams, sondern wahre Söhne des Vaters im Himmel.
Ihr kommt heute zu diesem sakramentalen Brashnu nicht nur um eurer selbst willen, sondern auch, damit ganz Japan durch das Fleisch und Blut Christi zu einer Generation von Söhnen Gottes wird. Ihr seid zwar nur wenige, aber unter den Japanern repräsentiert ihr heute diese große Bruderschaft.
Wenn wir die gesündeste Nahrung unbedacht zu uns nehmen, schadet sie unserem Magen, und wir werden nicht nur keinen Nutzen daraus ziehen, sondern uns im Gegenteil großen Schaden zufügen. Es ist ganz klar, dass dasselbe von dieser geheimnisvollen und schrecklichen Mahlzeit gesagt werden muss.
Mit den Worten des Apostels Paulus: "Wer sich selbst versucht, der soll von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Wer unwürdig isst und trinkt, der richtet sich selbst, indem er isst und trinkt und den Leib des Herrn nicht beachtet" (1 Korinther 11,28-29). Die unwürdige Gemeinschaft des Fleisches und Blutes Christi führt zu großem Verderben.
Da ihr euch aber glücklicherweise eine ganze Woche lang durch eifriges Gebet und Reue auf dieses Sakrament vorbereitet habt, werdet ihr sicherlich "Gnade um Gnade" (Johannes 1,16) in eure Seelen aufnehmen - ich meine jene geistigen Schätze, die dieses große Sakrament schenkt und uns zu Söhnen Gottes macht.
Durch Christus vereint, mögen auch wir würdige Kinder unseres himmlischen Vaters sein. Amen.
Der heilige Nikolaus von Japan
Zeitschrift des Moskauer Patriarchats, 1979, N 2